Pressearchiv (2005 - 2020)

»Wir haben keine Zeit zu verlieren«

von Bi-Bahntrasse

»Wir haben keine Zeit zu verlieren«

Heute vor einem Jahr wurde die Bürgerinitiative Bahntrasse gegründet / Bereits 2700 Mitglieder / Gespräch mit Tiefensee angepeilt

VON ROBERT ULLMANN

Offenburg. Bei etwa 2700 liegt der aktuelle Mitgliederstand, bis zur Jahreshauptversammlung im Februar 2007 hofft die Bürgerinitative Bahntrasse 3000 Mitglieder zu haben. „Das wären dann fünf Prozent aller Offenburger Einwohner”, so Vorsitzender Manfred Wahl anlässlich einer Pressekonferenz zum einjährigen Bestehen der Bürgerinitiative, die exakt am 29. November 2005 gegründet wurde.
Man habe viel in dem einen Jahr bewegt, erklärt Schwester Martina Merkle: „Aber es liegt noch viel vor uns.” So soll ein Projekt „Kindergärten und Schulen im Lärmteppich” einen besondern Schwerpunkt der Arbeit im kommenden Jahr bilden. Schwester Martina: „Wir wollen verstärkt Eltern ansprechen, deren Kinder Einrichtungen in Bahnnähe besuchen.” Man habe bei Gesprächen festgestellt, dass durchaus noch Informationsbedarf da sei.
Bei den Neumitgliedern zeige sich eine Tendenz zu Familien mit Kindern. Laut dem Schriftführer des Vereins, Herbert Maier, stammen allein 700 der Mitglieder aus der Südweststadt und weiter 400 aus Offenburg-Süd. Insgesamt vertrete die Bürgerinitiative jedoch in viel stärkerem Maß Gesamt-Offenburg, als man das Anfangs zu hoffen wagte. So kommen rund 400 der Mitglieder aus Kern-, Ost- und Nordoststadt, aber auch in den Ortsteilen habe man viele Mitglieder. Maier spricht von je 40 bis 50 Mitgliedern aus Zell-Weierbach, Rammersweier, Fessenbach; die Gottswaldgemeinden oder Bohlsbach seien knapp darunter, auch Zunsweier und Elgersweier seien gut vertreten. 127 Mitglieder kommen von außerhalb.
Die Großkundgebung vom 14. Oktober habe die südbadischen Bahninitiativen stabilisiert, wie Wahl sich äußert, die „dreizehn Forderungen an die Bahn”, abgeleitet von den Offenburger „dreizehn Forderungen an das Volk” von 1847, habe sehr positive Reaktionen ausgelöst. Mittlerweile sei man auch in den Ortenaugemeinden südlich von Offenburg sehr aktiv. Die Bürgerinitiative berate derzeit Bürger aus Friesenheim, die von den Bahnplänen betroffen werden, in Hugsweier findet ein Vortrag über Lärmschutz statt, im Lahrer Gemeinderat werde über eine Verlegung der Güterzugtrasse an die Autobahn diskutiert. Hier zahle es sich aus, dass die Stadt Offenburg in Sachen Bahn eine klare Linie fahre.
Über das Verhalten von Bahnvertretern ist der Dekan im Ruhestand höchst verärgert. So wurde von der Stadt Offenburg eine „Projektgruppe Bahn” eingerichtet, wo Vertreter der Stadt, der Fraktionen, der Bürgerinitiativen und der Bahn an den Untersuchungen zur Machbarkeit des Güterzugtunnels arbeiten. Zugleich erklärt der Bahnvertreter auf Info-Veranstaltungen wie jüngst in Friesenheim, dass der Güterzugtunnel in Offenburg nicht gebaut würde.
Wahl findet es auch widersinnig, dass neue wissenschaftliche Erkenntnisse über die gesundheitsschädigende Wirkung von Bahnlärm aus Gründen der „Planungssicherheit” keine Berücksichtung bei den laufenden Planungen finden.

„Es gibt in Sachen Bahn ein politisches Bermuda-Dreieck, in dem die Verantwortung verschwindet.”
Dekan Manfred Wahl, BI-Vorsitzender

Am gestrigen 28. November waren Wahl und andere BI-Vetreter in Stuttgart zu einem Gespräch mit Landesumweltministerin Tanja Gönner. Im Frühjahr 2007 soll ein Gespräch in Berlin mit Bundesverkehrsminister Tiefensee stattfinden. Es sei jedoch sehr schwierig, an politische Entscheidungs- und Verantwortungsträger zu kommen. Wahl: „Es gibt in Sachen Bahn ein politisches Bermuda-Dreieck, in dem die Verantwortung verschwindet. Niemand ist zuständig.” Weiter will man bis Jahresmitte 2007 mehr als 1000 Einwendungen Offenburger Bürger gegen die Bahnpläne einbringen. Wahl: „Wir haben keine Zeit zu verlieren.”

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