Pressearchiv (2005 - 2020)
Auch Burda ist Gegner der Bahnpläne
von Bi-Bahntrasse
Auch Burda ist Gegner der Bahnpläne
(Badische Zeitung am 4. September 2008)
Der Medienkonzern sieht erhebliche Wettbewerbsnachteile und Wertverluste auf den Standort Offenburg zukommen
Von unserem Redakteur Ralf Burgmaier
Was sagt Burda zu den Plänen der Bahn für zwei zusätzliche Güterzuggleise mitten durch Offenburg? Diese Frage haben sich viele Bürgerinnen und Bürger in den vergangenen Wochen des Bahnprotests immer wieder gestellt. Gestern hat sich das Medienunternehmen erklärt: Die Hubert Burda Media am Standort Offenburg ist massiv von den Bahnplänen betroffen und sie ist massiv dagegen.
»Wir haben uns lange mit einer Stellungnahme zu den Bahnplänen zurückgehalten, um die hervorragende Arbeit der Bürgerinitiative Bahntrasse nicht zu beeinflussen«, erklärte Klaus Stoffel, Geschäftsführer der Burda-Procurement, die bislang geübte Zurückhaltung. Jetzt, da die Arbeit der BI mit rund 46.000 Einsprüchen gegen die Bahnpläne im laufenden Planfeststellungsverfahren ein überwältigendes Ergebnis erreicht habe, hält Stoffel den Zeitpunkt für gekommen, die Burda-Aktivitäten in Sachen Bahn öffentlich zu machen. Denn Burda sei nicht untätig gewesen. »Im Rahmen meiner Generalvollmacht, wurde ich beauftragt, die Einwendung für das Unternehmen zu verfassen«, erklärte er gestern vor der Presse.
Auch die Belegschaft habe sich rege beteiligt. Rund 1200 der 2100 Mitarbeiter haben Einwendungen verfasst, die Stoffel gemeinsam mit der Betriebsratsvorsitzenden Brigitte Petry am 22. Juli, dem letzten Tag der Einwendungsfrist, Bürgermeister Eckert überreicht hat. Aus dem genannten Grund, ganz ohne den sonst üblichen Pressetermin.
Ein ganzes Bündel von Argumenten bringt Stoffel gegen die Bahnplanung vor, die er als »Zumutung« bezeichnet. Der Medienstandort Offenburg werde Attraktivität verlieren, wenn durch die siebenjährige Bauzeit auch noch die hohe Lebensqualität der Stadt verloren gehe. Weil dann Mitarbeiter und Partner nicht mehr nach Offenburg zu locken seien, erleide Burda einen weiteren Wettbewerbsnachteil gegenüber den Medienstädten München, Hamburg oder Düsseldorf.
Überhaupt seien die Bahnunterlagen viel zu unkonkret, was viele Auswirkungen der Bauphase angeht. Klar sei aber, dass durch den Abbruch von Brücken über den Bahngraben, die Zufahrt vieler Mitarbeiter zum Arbeitsplatz massiv behindert werde. Gerade im Bereich der Druckerei, sei Burda aber auf pünktliche Schichtwechsel angewiesen. Hier sieht Stoffel die Produktionssicherheit gefährdet. Der Lkw-Verkehr zwischen den Druckereien an der Kronenstraße und am Güterbahnhof über den Bahngraben hinweg werde erschwert und damit teurer, was Burda sich im harten Wettbewerb gar nicht erlauben könne.
Gerade beim unmittelbar neben der Bahnstrecke gelegenen Medienpark sieht Stoffel durch Staub, Feinstaub, Erschütterung und Baulärm, aber auch durch verstärkte elektromagnetische Spannungsfelder und den Zuglärm im späteren Regelbetrieb Gesundheit und Arbeitsleistung der Mitarbeiter sowie Sachwerte gefährdet.
»Wir schließen uns deshalb der Variante Güterzugtunnel im Westen an.«
Die Zugzahlen im künftigen Regelbetrieb seien immer noch unklar. Klar sei nur, so Stoffel, dass in den Abend- und Nachtstunden, wenn in den Redaktionen regelmäßig noch gearbeitet werde, das Güterzugaufkommen eher noch steigen wird. Der Lärm und hier vor allem der der Bahn vom Gesetzgeber eingeräumte so genannte Schienenbonus, sind nach Stoffels Einschätzung unrealistische Grundlagen zur Ermittlung der tatsächlichen Belastungen für die Mitarbeiter. In den streckennahen Gebäuden müsste passiver Schallschutz und damit Fenster eingebaut werden, die sich nicht öffnen lassen. Dadurch würde unter anderem die aufwendige Gebäudeklimatisierung von Medienpark und Hochhaus unwirksam. Eine teure Nachrüstung mit einer Klimaanlage wäre nötig.
Seit 2000 hat die Hubert Burda Media am Standort Offenburg Millionensummen für hochwertige und mittlerweile auch preisgekrönte Architektur ausgegeben. Diese seien als »Werke der Baukunst« zu werten und dadurch auch urheberrechtlich geschützt, wie Burda-Justiziar Ulf Berger-Delhey erläuterte.
»Wir schließen uns deshalb der derzeit vorzuziehenden Variante Güterzugtunnel im Westen der Stadt an. Wir sind aber offen für noch bessere Varianten, die derzeit aber nicht zur Diskussion stehen«, so Klaus Stoffel abschließend.