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Jetzt zählt nur noch der Tunnelblick!
von Bi-Bahntrasse
Jetzt zählt nur noch der Tunnelblick!
Nach der Mehdorn-Enttäuschung: Stadt forciert ihre Parallel-Planung
Nach Mehdorns windigem Rückzug gibt sich die Stadtspitze entschlossen: Die Parallel-Planung des Güterzugtunnels soll forciert werden, die Ergebnisse der eigenen Erschütterungsmessungen bald vorliegen.
VON WOLFGANG KOLLMER
Offenburg. Bahnchef Mehdorn ist zurückgerudert: Seine Aussage, dass der Güterzugverkehr deutlich stärker zunehme als bisher den Planungen zugrunde gelegt, gelte erst für einen sehr weit entfernten Zeitpunkt, ließ er verlauten. Und Verkehrs-Staatssekretätin Roth ist gleich ganz aus dem Boot ausgestiegen, in das zu steigen sie monatelang bei Vor-Ort-Visiten den Eindruck erweckt hatte. Der Bund, vermeldeten Mitte dieser Woche die Agenturen, rüttelt nicht am Schienenbonus. Zwei Hoffnungen weniger. Auch in Offenburg.
Die Stadtspitze – seit Mai auf Grund des Drucks von der Basis – endlich auf richtigem Konfrontationskurs zur Bahn, gibt sich entschlossen. Baubürgermeister Dieter Eckert und Verkehrs-Chef Günter Häberle legten dem Offenburger Tageblatt die weitere Strategie dar.
So arbeiteten Stadtverwaltung und das Verkehrswissenschaftliche Institut der Universität Stuttgart – dort sitzen die »Väter« des Güterzugtunnels – derzeit unter Hochdruck an einer vertiefenden Planung des von Offenburg geforderten 665 Millionen Euro teuren Projektes. Dazu gehören auch eigene Erschütterungsmessungen, weil man denen der Bahn wohl nicht traut.
Auf Augenhöhe?
Wenn das alles entscheidende Planfeststellungsverfahren vom Regierungspräsidium Freiburg irgendwann im nächsten Jahr eröffnet wird, will die Stadt mit ihren Tunnel-Ordnern auf Augenhöhe mit den Bähnlern – sie treten mit einer 205 Millionen Euro teuren Paralleltrasse an – fechten.
Laut Eckert will die Verwaltung darauf drängen, dass sie mit den Bahnplanern vor Eröffnung des Verfahrens die Planungen abgleichen. Das wäre eine wichtige Gelegenheit, um zu überprüfen, ob die das Mehdorn-Versprechen – der Tunnel würde von der Bahn genauso ernsthaft untersucht wie die eigene Trasse – Niederschlag in den Bahnplänen gefunden hat.
Eckert geht auch davon aus, dass die Bahn nach der Eröffnung des Verfahrens eine Informationsveranstaltung für die Offenburger anbieten wird. Wenn nicht, hätte die Öffentlichkeit erst wieder in der so genannten Offenlage – die ist mindestens ein Jahr nach der Verfahrenseröffnung – Gelegenheit, Einblick in die Pläne zu erhalten. In diesem einen Jahr liegen die Ordner in Bonn beim Eisenbahnbundesamt, das auch die Entscheidung trifft, welche Trasse gebaut wird. Eine Entscheidung, die jedoch einklagbar ist!
Tunnel: So sieht die Strategie der Stadt aus
Auch nach der Mehdorn- und Roth-Enttäuschung weiter politischen Druck ausüben, um das Offenburg-Problem im Bewusstsein in Berlin festzusetzen. Das gilt auch für Stuttgart, auf das man sich noch stärker »einschießen« will.
Vertiefung der Planung des Güterzugtunnels mit dem Verkehrswissenschaftlichen Institut (VWI) der Uni Stuttgart als Koordinatorin der städtischen Stoßrichtung. Motto: Trau’ der Bahn nicht!
Offensives Umgehen mit den eigenen Untersuchungsergebnissen, um Druck auf die Bahn auszuüben: Die Schall- und Erschütterungsdaten liegen in einigen Wochen vor. Schulterschluss mit der BI Bahntrasse als breiter Legitimationsbasis.