Pressearchiv (2005 - 2020)

Nicht mit uns!

von Bi-Bahntrasse

Nicht mit uns!

3500 Demonstranten fordern Tunnel / Politikerschelte / Verschnupfte Reaktionen / Ein Meer von Transparenten

Keine Frage: Die Großdemonstration am Samstag war der vorläufige Höhepunkt des Protestes in Offenburg gegen die Ausbaupläne der Bahn. Etwa 3500 Menschen, darunter 2000 aus Offenburg, forderten Tunnel und Umfahrungen und pfiffen auch anwesende Politiker aus.

VON WOLFGANG KOLLMER UND TARAS MAYGUTIAK

Offenburg. Sichtlich angespannt wirkte Heinz Hättig am Samstag kurz vor 14 Uhr. Der BI-Mann war am Sammelpunkt »Georg-Monsch-Schule« verantwortlich dafür, dass alles glatt lauft. Wie viele werden kommen? hatten sich die Organisatoren um BI-Chef Manfred Wahl gefragt. 3500 hatte der vorab vorsichtig-selbstbewusst vorgegeben. Genau so viel waren’s dann auch nach Angaben der Polizei. Ein paar hundert mehr wären Wahl und Co. wohl schon recht gewesen.
Jedenfalls konnte Hättig, einige hundert »Mann« – vom Zweitklässler bis zum Rentner – im Rücken, doch noch Richtung Innenstadt marschieren. Ein paar Minuten zuvor – das war richtige organisatorische Maßarbeit – hatte sich der Sternmarsch auch an den Punkten »Bahnhof« und »Messe« in Bewegung gesetzt. Dort, neben der Oberrheinhalle, standen die Busse der Südschiene in Reih und Glied. Dort war es auch, wo für Klaus Binkert wohl das begann, was er als unbequem querdenkender Stadtrat, der in Sachen Bahntrasse schon immer gegen die herrschende Meinung der Stadt gebürstet hatte, wohl nicht so schnell vergessen wird: Ausgestattet mit Hecker-Hut und Ordnerleibchen führte er eine schmetternde Blaskapelle und 1000 trillerpfeifende und Fahnen schwenkende Demonstranten den Stadtbuckel hoch. Ein Bild fürs Familienalbum!
Dort begrüßt Hausherr Manfred Wahl die Marschierer: »Das Volk zeigt Gelb-Rot für das, was uns droht« rief der Pfarrer mit erhobener Stimme in die Menge.
Die Helfer der »Interessengemeinschaft Bahnprotest am Ober- und Hochrhein« (IG Bohr) teilten überall gelb-rot bedruckte Karten aus. Auf der Karte sind das »Badner Bahnprotestlied« und die »13 Forderungen des Volkes am Oberrhein« abgedruckt, die als Abschluss der Großkundgebung von mehreren Rednern verkündet wurden.
Wahl wurde auf dem Podium unterm Zelt flankiert von Schwester Martina Merkle, die sich der Fernsehkameras und Pressefotografen geduldig stellte. Daneben die Sprecher der anderen drei BI’s von der südlichen Rheinschiene, die nacheinander ihren Missmut gegenüber der Bahn und der Politik kundtaten und eine »menschenverträgliche Trasse« forderten, keine Luxusvariante wie bei Stuttgart 21.
Das war der Augenblick, da die anwesenden Abgeordneten – Laurischk, Schebesta, Drobinski-Weiß, Bonde und ein paar aus dem Süden – nicht mehr klatschten. IG-Bohr-Sprecher Roland Diehl hatte doch tatsächlich gesagt, dass zahlreiche Abgeordnete, die bei Spatenstichen und Festvorträgen doch so zuverlässig präsent seien – »von wenigen lobenswerten Ausnahmen abgesehen« – auch heute wieder durch Abwesenheit glänzten. Laute Buhrufe gab’s als Begleitmusik – und die tausendfach gezückte rote Karte.
Gelb-Rot: Klar, dass das abschließende Badner Lied, diesmal als umgetextetes »Badner Bahnprotestlied« nicht lange auf sich warten ließ. Voller Inbrunst gesungen von den 2500 Gekommenen in der festen Überzeugung: Nicht mit uns!

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