BI Bahntrasse bleibt hellwach am Ball

von Bi-Bahntrasse

BI Bahntrasse bleibt hellwach am Ball

Die Offenburger Bürgerinitiative Bahntrasse wird nächstes Jahr 20 Jahre alt. Beim bevorstehenden Planfeststellungsverfahren für den Tunnel ist sie weiterhin gefordert.

OFFENBURG Für ihr Hauptziel und Gründungsanliegen im Jahr 2005, den Bau eines Bahntunnels durch Offenburg, beginnt demnächst das Planfeststellungsverfahren. Bei der Mitgliederversammlung der BI Bahntrasse am Freitagabend wurde aber deutlich, dass sie ihre Aufgabe keineswegs als erledigt ansieht.

Oliver Strauch und Karl Bäuerle

Oliver Strauch und Karl Bäuerle wollen dafür sorgen, dass die Bahn die Ideen und Vorschläge der BI Bahntrasse „nicht vom Tischen wischen kann.“  FOTO: JULIANA EILAND-JUNG

Von JULIANA EILAND-JUNG

„Wir haben uns ein hohes Know-how erarbeitet und sind zuversichtlich, dass die Bahn unsere Ideen nicht vom Tisch wischen kann“, sagte Oliver Strauch, geschäftsführender Vorstand zum Abschluss.

Damit bezog er sich auf eine von Paul Zink im Detail vorgestellte Alternative zu der von der Bahn angekündigten sechsjährigen Vollsperrung der Rheintalbahn für sechs Jahre ab 2036. Zink schlägt stattdessen vor, den gesamten Fernverkehr zukünftig über die Güterzugtrasse an der Autobahn zu führen. Zumindest theoretisch sei das möglich, der sogenannte „Deutschlandtakt“ könnte eingehalten werden, bei Ein- und Ausleitung des Fernverkehrs (in Offenburg und Riegel-Malterdingen) kämen sich Fernverkehr und Nahverkehr nicht in die Quere, erläuterte Zink. Neben der Vermeidung des jahrelangen Schienenersatzverkehrs biete diese Lösung erhebliche Kosteneinsparungen, rechnete die BI vor, denn notwendig sei lediglich die Ertüchtigung der Güterzugsgleise für eine dann notwendigeGeschwindigkeit von Tempo 200 (jetzt 160km/h). Der Vorschlag soll der Bahn über die Interessengemeinschaft Bahnprotest an Ober- und Hochrhein (IGBohr) unterbreitet werden.

Die BI Bahntrasse stellt sich außerdem grundsätzlich gegen die Ertüchtigung der Strecke für Geschwindigkeiten bis 250km/h. Wenn aber Züge mit solch hohen Geschwindigkeiten unterwegs sind,müssen dieGleise einen 50 Zentimeter größeren Abstand haben, was umfangreiche und teure Baumaßnahmen erfordere. Das ganze brächte nur einen minimalen Zeitvorteil. „Den Bahnfahrern sind Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit und Komfort wichtiger als zweiMinuten Zeitgewinn auf der Strecke zwischen Offenburg und Freiburg“, betonte der Vorsitzende der BI Bahntrasse, Karl Bäuerle. Zwischen Karlsruhe und Basel läge der Zeitgewinn bei 20 Minuten.

Anita Rost, imgeschäftsführenden Vorstand zuständig für die Finanzen des Vereins, berichtete über einen stetigen Rückgang der Mitgliederzahlen in den vergangenen Jahren, der der BI, die aktuell immer noch gut 2600 Mitglieder hat, nicht allzu große Sorgen bereite. Der Kassenstand ist mit über 77.000 Euro sehr solide, wird aber auch gebraucht, um ein Buchprojekt und einen Zeitzeugen-Film zum 20-jährigen Bestehen im November 2025 zu finanzieren, die in Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv und Historiker Volker Isen geplant sind.

Die zweite Vorsitzende Schwester Martina Merkle stellte den Zeitplan für die Umsetzung des Offenburger Tunnels vor. Früher als geplant werden die Planungen in die vierwöchige Offenlage gehen. Die BI habe darauf gedrängt, dass diese nicht in den Ferien stattfinden und auch an vier Abenden und vier Samstagen zugänglich sind. Anschließend gibt es weitere vier Wochen lang die Gelegenheit, Stellungnahmendazu abzugeben. Im ersten Quartal 2025 wird es öffentliche Informationsveranstaltungen geben, dann folge der Planfeststellungsbeschluss und danach könne gebaut werden. „Wer hinterher meint, er hätte alles besser gemacht, muss sich sagen lassen, er hätte sich einbringen können“, so Merkle.

Wahlen standen bei der Mitgliederversammlung nicht an, Informationsbedarf gab es allerdings reichlich. Wie die Stadt zur Frage des 250-Stundenkilometer-Ausbaus stehe zum Beispiel, und ob der Kontakt der BI zur Stadt noch funktioniere, obwohl kein städtischer Vertreter bei der Versammlung anwesend war. Karl Bäuerle versicherte, dass die Zusammenarbeit mit der Stadt zwarweniger intensiv sei als zuvor, aber immer noch gut. Ein Anwohner der Zähringerstraße bedankte sich bei der BI für die Unterstützung bei der Verbesserung des Lärmschutzes. Weitere Themen waren unter anderem die Verwertung des Tunnelaushubs, die Baustellenlogistik während der Bauphase, und der Bahnhalt zur Landesgartenschau.

BI Bahntrasse bleibt hellwach am Ball (veröffentlicht am Mo, 10. Juni 2024 auf badische-zeitung.de)

Text u. Foto: JULIANA EILAND-JUNG

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