Engagement lässt nicht nach (Mitgliederversammlung)

von Bi-Bahntrasse

Engagement lässt nicht nach

Lärm- und Umweltschutz sind aktuell die drängenden Themen, mit denen sich die BI Bahntrasse befasst. Bei der Hauptversammlung wurde auch eine geplante Dokumentation angekündigt.

Bi Mitgliederversammlung 2022

Bei der Versammlung der BI Bahntrasse sprach der Vorsitzende Karl Bäuerle (am Rednerpult) insbesondere viele Punkte zum Thema Lärmschutz an. Mutter Martina Merkle (links) wünscht sich „einen menschengerechten und umweltverträglichen Bahnausbau“. Foto: Stephan Hund
 

VON VOLKER GEGG

Offenburg. Wer glaubt, die Arbeit sowie das Engagement der Bürgerinitiative Bahntrasse lässt nach der Einreichung der Planfeststellungsunterlagen beim Eisenbahnbundesamt nach, der irrt. Beim Vorstand der BI Bahntrasse unter der Leitung des Vorsitzenden Karl Bäuerle kam in den vergangenen Monaten keine Langeweile auf, wie bei der Hauptversammlung am Freitagabend im Gemeindesaal der Heilig-Geist-Pfarrei zu hören war. Zwar zeigte sich mit rund 30 Mitgliedern die Besucherresonanz nicht so hoch wie vor der Pandemie, aber an Neuigkeiten und Informationen zum Thema Bahnverkehr rund um Offenburg gab es viel zu erfahren.

„Viel lief in den vergangenen Monaten im Hintergrund, wir konnten ja kaum Präsenzveranstaltungen auf die Beine stellen“, so Bäuerle. Den Fokus hat die BI aktuell auf die Lärmsanierung der Bahnstrecke gesetzt. „Hier war unsere BI mehrfach Ansprechpartner der Betroffenen und natürlich der Bahn“, erläuterte der Vorsitzende. Die Kontakte mit der Deutschen Bahn (DB) verliefen dabei äußerst positiv. So werden zum Beispiel in den nächsten Tagen die Schienen der Gleiskurve im Bereich der Zähringerstraße geschmiert, um den Lärm etwas zu minimieren. „In puncto Lärmschutzwände hat die Bahn in unserem Bereich weit mehr gemacht, als sie gesetzlich müsste, dafür sind wir dankbar“, erläuterte Bäuerle weiter.

Besserer Lärmschutz

Die Verlängerung des Lärmschutzes an der Zähringerstraße im Bereich der Brücke wurde bekanntlich von der Bahn abgelehnt, weil ein Lärmschutz nicht auf Bahngelände verwirklicht werden könne. Mittlerweile ist man hier viel weiter gekommen, jetzt ist die Stadt am Zug und bereits bei detaillierten Planungen, wie ein Lärmschutz in diesem Bereich realisiert werden kann. „Auch die Gespräche mit dem Bund zwecks der Finanzierung laufen“, informierte Bäuerle. Einen Lärmschutz soll es auch im Bereich des Freizeitbads sowie entlang der Königswaldstraße geben, laut dem Vorsitzenden wurden die erforderlichen Genehmigungen bereits erteilt.

Stark macht sich die BI auch für einen Bahnhalt am Messegelände sowie in Hohberg-Niederschopfheim. Beide zusätzlichen Bahnhalte wurden bereits in den Zielfahrplan 2035 aufgenommen, der in den nächsten Wochen von der Bahn aufgestellt wird. „Wir kümmern uns weiter drum“, versprach der Vorsitzende.

Ein Thema für die BI ist derzeit auch die „Leise Bahn“. Damit soll Lärm bereits an der Quelle bekämpft werden. Räder, Schienen aber auch die Stromabnehmer kann man mit derzeitiger Technik leiser machen. „Die Technik gibt es bereits, ist aber kostenintensiv“, erläuterte Bäuerle. Ziel der Bürgerinitiative ist es, einen dritten internationalen Bahnlärmkongress auf den Weg zu bringen.

Die Bewohner der Binzburghöfe sind durch den anstehenden Tunnelbau am meisten betroffen, deshalb hat der Vorstand mit ihnen in den vergangenen Monaten erste Gespräche aufgenommen. Mit hoher Beteiligung konnte im vergangenen Jahr eine Fahrrad-Erkundungstour rund um den nördlichen Bereich der zukünftigen Tunnelbaustelle veranstaltet werden. Auch mit der Gemeinde Appenweier, die um ihren Grundwasserhaushalt durch die Baumaßnahme bangt, hat die BI Kontakt aufgenommen.

Dokumentation geplant

Die Wunschliste an die Bahn in puncto Baustelleneinrichtung im nördlichen und südlichen Bereich ist ellenlang. Auch hier ist die BI in engem Kontakt mit den DB-Verantwortlichen. „Hier geht es unter anderem um die Themen Umweltschutz und Lärmschutz“, erläuterte Bäuerle. „Auch haben wir den Wunsch, um viele Abtransporte mittels LKW zu vermeiden, auch im Norden einen Verladebahnhof einzurichten.“ Dafür sei allerdings nicht genügend Platz da, wie die Bahn mitteilt. Für die Baustelleneinrichtung müsse im Norden darüber hinaus auch ein großer Teil des Güterbahnhofs weichen.

Anfang 2021 hatte die BI 3502 Mitglieder, aktuell sind es 3302. Finanziell stehe die BI trotzdem hervorragend da, weshalb sich der Vorstand laut Schatzmeisterin Anita Rost dazu entschlossen hat, eine Dokumentation über die 18-jährige Geschichte der BI in Auftrag zu geben. 67 Aktenordner haben sich seit den Anfängen bei der stellvertretenden Vorsitzenden Mutter Martina Merkle im Kloster angesammelt. Diese werden in den kommenden Wochen ans Stadtarchiv übergehen.

Freut sich auf den Start

„Wir erwarten einen menschengerechten und umweltverträglichen Bahnausbau“, wünscht sich Mutter Martina mit Blick auf die DB-Verantwortlichen. „Die Schweiz hat alle ihre Züge in Sachen Lärmschutz umgestellt, nur hier bei uns klappt das leider nicht, weil es auch viel Geld kostet. Täglich 50.000 Bahncontainer entlang des Oberrheins ist einfach zu viel Lärm“, so Merkle weiter. „Ich freue mich riesig auf den Start des Tunnelbaus und wünsche mir, dass ich das noch erleben darf.“

Text: Volker Gegg
Foto: Stephan Hund

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