Lärmschutzwand endet urplötzlich

von Bi-Bahntrasse

Anwohner Christoph Panter traute seinen Augen nicht. Die Lärmschutzwand endet an der hoch belasteten Zähringerkurve. Mehr sei technisch nicht möglich, sagt die Bahn. Panter will dies nicht hinnehmen.

Christoph Panter hält sich die Ohren zu, als ein Güterzug durch die berühmt-berüchtigte Zähringerkurve fährt und die Bremsen laut quietschen: „Genau dieses Geräusch habe ich gemeint – eine Katastrophe!“ Eigentlich hatte der 41-jährige Versicherungsfachmann geglaubt, bald nicht mehr die geballte Ladung Lärm abzubekommen. Schließlich hatte die Bahn angekündigt, bis zur Zähringerbrücke hoch eine Lärmschutzwand zu bauen. „Ich habe mich richtig darauf gefreut“, sagt Panter, der rund 100 Meter von den Gleisen entfernt wohnt und von seinem Schlafzimmerfenster aus die Züge sehen kann.

Die Vorfreude ist inzwischen mehr als gewichen: „Ich bin enttäuscht und vor den Kopf gestoßen“, macht Panter aus seinem Herzen keine Mördergrube. Denn die Lärmschutzwand ist inzwischen zwar da, aber sie führt nicht nach oben bis zur Brücke, sondern endet bereits in Höhe der Zähringerstraße 23.

Christoph Panter

Für Christoph Panter wie ein schlechter Witz: Da, wo es drauf ankommt, hört in der Zähringerkurve, einer der engsten Bahnkurven Deutschlands, die Lärmschutzwand auf.Foto: Christian Wagner

Erst habe er sich gewundert: „Das ist komisch, wieso hört das hier auf?“ Dann habe er sich gedacht: „Vielleicht kommt da eine Sonderlösung hin?“ Dem ist nicht so, wie Panter inzwischen weiß. Er hat sich bei der Stadt und bei der Bahn schlau gemacht. „Die Bahn hat mir mitgeteilt, dass der Bau einer Lärmschutzbrücke hier technisch nicht möglich ist“, erzählt Panter.

Damit will sich der lärmgeplagte Anwohner aber nicht zufriedengeben. Er hat sich in einem ersten Schritt an Matthias Drescher, Vorsitzender der Bürgergemeinschaft Stegermatt und Freie-Wähler-Stadtrat, gewandt. Drescher hat die Problematik im Gemeinderat vorgebracht. Verkehrschef Thilo Becker wies in seiner Antwort darauf hin, dass die Lärmschutzwand eine freiwillige Leistung der Bahn und nicht einklagbar sei. Als weiteren Schritt plant Panter, Unterschriften zu sammeln. Auch die BI Bahntrasse ist involviert (siehe „Hintergrund“).

„Gesamtlösung für alle“

Dass in seinem Haus drei bis vier Lärmschutzfenster eingebaut und von der Bahn gefördert werden, stellt für ihn keine Alternative dar: „Das hilft den betroffenen Menschen in diesem Gebiet nicht. Alle Bürger sollten geschützt sein.“ Panter fordert eine Gesamtlösung für alle.

Lärmschutz

Visualisierung und Wirklichkeit: Laut der Ansicht links sollte die Lärmschutzwand bis hoch zur Zähringerbrücke führen. Zum Leidwesen von Anwohner Christoph Panter endet sie allerdings schon rund 100 Meter vorher. Foto: Deutsche Bahn, Christian Wagner

Die Bahn selbst teilt auf OT-Anfrage mit: „Wir haben intensiv geprüft, eine Lärmschutzwand ist hier technisch nicht machbar.“ Wie aus einem Schrei ben der Bahn an Panter hervorgeht, wird dies mit den beengten Platzverhältnissen, kollidierenden Kabelleitungen und dem bestehenden Bauwerk begründet.

Das nimmt Panter der Bahn nicht ab: „Ich bin mir sicher, dass es technisch machbar ist. Auch die Kostenfrage darf nicht gestellt werden. Es geht um die Gesundheit der Anwohner.“ Bei den Kosten sieht der 41-Jährige auch die Stadt in der Pflicht: „Wenn die Stadt Offenburg Gelder in die Hand nimmt für einen Lärm- und Sichtschutz für die Saunagäste des Stegermattbads, dann muss sie das erst recht für die Menschen tun, die an der Zähringerstraße Tag und Nacht leben.“

„Verschlimmbessert“

Durch die jetzige Ausformung der Lärmschutzwand habe sich die Situation „verschlimmbessert“. Der Schall gelange durch die Lücke noch konzentrierter ins Wohngebiet. Wieder fährt ein Zug vorbei. „Hören Sie? Da gibt es einen richtigen ‚Wuff‘“, ahmt Panter das Geräusch nach

Lämschutz

Visualisierung und Wirklichkeit: Laut der Ansicht links sollte die Lärmschutzwand bis hoch zur Zähringerbrücke führen. Zum Leidwesen von Anwohner Christoph Panter endet sie allerdings schon rund 100 Meter vorher. Foto: Deutsche Bahn, Christian Wagner

HINTERGRUND

BI Bahntrasse erwartet von der Bahn eine ernsthaftere Prüfung des Bürgeranliegens

Bislang wurden östlich der Gleise im Bereich Königswaldstraße und südlich der Zähringerstraße Lärmschutzwände gebaut, teilt die Bahn auf OT-Anfrage mit. Die Kosten dafür betragen sieben Millionen Euro. Eine weitere 920 Meter lange Lärmschutzwand werde im ersten Quartal 2022 westlich der Gleise entlang des Fasanenwegs gebaut. Geplant sind laut Bahn auch Wände westlich der Gleise von der Zähringerstraße 18 bis Höhe Hubert-Burda-Platz. Ebenfalls vorgesehen sei die Verlängerung der Wand in der Königswaldstraße um 82 Meter.

In den Bürgerversammlungen sei darauf hingewiesen worden, dass die Lärmschutzwand in der Zähringerstraße aus technischen Gründen nicht hoch zur Brücke gebaut werden könne. Darüber hinaus seien die Planfeststellungsunterlagen zur Einsicht ausgelegt worden. Dies sei im Amtsblatt bekanntgemacht worden.

„Obwohl kein Befürworter der Lärmschutzwand, stellen wir anerkennend fest, dass die Wände eine merkliche Reduzierung des Bahnlärms mit sich bringen“, äußert sich BIChef Karl Bäuerle. Die BI erwarte von der DB-Projektleitung, dass Bürgeranliegen ernsthaft geprüft werden. Die bisherige Argumentation lasse indes wenig Bemühen erkennen, die Situation vor Ort zu verbessern. „Technische Lösungen lassen sich immer finden. Die Frage ist allenfalls der Aufwand“, betont Bäuerle.

Die BI fordere ferner eine bürgernahe Kommunikation. Bäuerle: „Diese kann nur ergebnisoffen geführt werden und sollte nach vertretbaren Kompromissen suchen.“ Wenn ein Bürgerwunsch nicht erfüllt werden könne, müsse dies ehrlich kommuniziert werden.

Bäuerle betont weiter: „Sollte eine technische Lösung zu teuer ausfallen, so müsste dies auch so benannt und gegenüber den Betroffenen nachvollziehbar gerechtfertigt werden.“ Sprich: Die Begründung „Technisch nicht machbar“ ist aus Sicht von Bäuerle nicht ausreichend. Hier muss die Bahn detaillierter Auskunft geben.

Quelle: Offenburger Tageblatt
Artikel von CHRISTIAN WAGNER
Fotos: Deutsche Bahn, Christian Wagner

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